Der NSU und die Hilfe der „Geklonten“ und „zufällig“ 2 kg TNT zum „Experimentieren“

Presseerklärung der Nebenklagevertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle vom 25.02.2015

 

Der NSU und die Hilfe der „Geklonten“ und „zufällig“ 2 kg TNT zum „Experimentieren“

 

1998 habe Gunter F., so schildert er heute als Zeuge vor dem OLG München, einen Anruf von Thomas St. aus Chemnitz, der dortigen Führungsfigur von „Blood & Honour“, bekommen. Thomas St. habe sie um Unterstützung für drei Leute gebeten, die vor der Polizei auf der Flucht seien. Sein Bruder Armin F. und er – die auch „die Geklonten“ genannt wurden - holten drei Leute vom Bahnhof ab, die eine Unterkunft benötigen würden. Sie hätten sie dann zu dem Freund von Mandy S. (sog. „White-Power-Mandy“) gebracht. Die Drei, die er als Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe identifizierte, hätten sie vorher nicht gekannt. Er und sein Bruder hätten die Drei auch mal besucht, damit denen „nicht langweilig“ werde. Er sei „diskret“ mit dem Thema umgegangen und hätte angeblich auch nichts darüber mitbekommen, dass andere darüber redeten. Er sei gefragt worden, ob er einen Reisepass organisieren könne, was er auch gemacht habe. Dafür hätte er seinen Personalausweis da gelassen. Einer der beiden Uwes habe den Pass mit entsprechendem Foto von sich beantragt und auch bekommen. Die Drei hätten ins Ausland gewollt, sei ihm gesagt worden. Nachdem die Drei ein paar Monate nicht ins Ausland gegangen waren, hätte er sich den Reisepass aushändigen lassen und ihn angeblich vernichtet.

Dass bei dem Trio Bahnkarten gefunden wurden, die auf ihn ausgestellt waren und sich ein Zettel im Brandschutt der Zwickauer Frühlingsstrasse fand, auf dem akribisch sämtliche Namen, Geburtsdaten und Familiendaten von Gunter F. aufgelistet waren und sich am Ende unter der Überschrift „Ich:“ seine eigenen Personalien fanden, konnte oder wollte der Zeuge nicht erklären.

Sein Bruder arbeitete damals in verschiedenen Edeka-Märkten, mutmaßlich auch dem Supermarkt, der durch das Trio ausgeraubt worden sein soll. Angeblich wisse der Zeuge nichts von Gesprächen über den Überfall.

Was später mit Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe passiert sei, habe er erst aus den Medien erfahren.

Am Nachmittag wurde der Zeuge Jörg W. befragt, der zum „Blood & Honour“ Netzwerk Sachsen gehörte. Er berichtete, dass Thomas St. die Skinhead- und Naziszene in Chemnitz vereinte, die Leute an einen Tisch brachte. Mit Waffen und Sprengstoff hätte die Szene angeblich nichts zu tun gehabt. Auf Nachfrage berichtete er dann, dass er Thomas St. doch mal Sprengstoff gegeben hätte, so ein „bisschen zum experimentieren“. Es sei um 1-2 kg TNT gegangen. Ein Klaus K., der in Haft kommen sollte, habe ihm das TNT „zur Aufbewahrung“ gegeben, sei dann aber später tödlich verunglückt. Daher habe er den Sprengstoff an Thomas St. weitergeben, weil der „zufällig“ danach gefragt hatte. Der Sprengstoff wurde später durch das Trio zumindest für die in der Garage aufgefundenen Rohrbomben genutzt. St. habe ihn – so erzähle dieser – bei einer Geburtstagsfeier des Jan W. Uwe Mundlos vorgestellt. Dabei sei es um die Beschaffung von geeigneten Zündern für das TNT gegangen, die er aber nicht besorgen konnte.

Geld habe er für das TNT nicht bekommen, behauptete W. zunächst. Das TNT hätte ja bei ihm sowieso „nur rumgelegen“. Später meinte der Zeuge dann, dass er nicht mehr erinnern könne, ob er Geld gekriegt habe. Es könne sein, aber er sei nicht reich geworden.

André E. und seinen Bruder Maik E. kenne er schon seit den 90iger Jahren, von Veranstaltungen aus der rechten Szene. Er sei ein guter Kumpel und würde auch die Leute von „Blood & Honour“ Sachsen gut kennen, wollte sogar Mitglied werden. André E. sei politisch engagierter gewesen, habe auch an vielen Demonstrationen teilgenommen und mehr Grips gehabt, als der Rest.

 

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