Die Ceska 83 und der zwielichtige Zeuge M.

Presseerklärung der Nebenklagevertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle

vom 22. Oktober 2014

 

Die Ceska 83 und der zwielichtige Zeuge M.

 

Zunächst wurden heute zwei Polizeibeamten befragt, die 1996 Beate Zschäpe vernommen hatten. Es ging um einen Puppentorso mit einem Davidstern, der an einem Strick mit einem Hinweis „Bombe“ über der Autobahn von Böhnhardt aufgehangen worden sein soll. Beide Beamten hatten wegen des langen Zeitablaufes keine konkreten Erinnerungen mehr an die Vernehmungen. Zschäpe habe ruhig und konzentriert gewirkt, habe aber nach Ansicht der Vernehmer gelogen und ein falsches Alibi für Böhnhardt geliefert. An ihre protokollierte Aussage, dass sie Böhnhardt so genau kenne, dass sie merken würde, wenn er lüge, hatten die heute vernommenen Beamten leider keine konkrete Erinnerung mehr.

 

Ein weiterer Beamter erörtere die von ihm aufgenommene Aussage von Wohlleben zum gleichen Verfahren. Auch er hatte nach Ansicht des Beamten Böhnhardt ein unzutreffendes Alibi verschafft.

 

Am Nachmittag sagte sodann noch ein Kollege und Nebenklagevertreter aus, der von dem mutmaaßlichen Waffenlieferanten M. in der Schweiz nach seiner dortigen Vernehmung angesprochen worden war. M. erzählte ihm, nachdem er wenige Minuten zuvor in seiner offiziellen Vernehmung alles abgestritten hatte nun eine ganz neue Geschichte. Danach habe seine mit ihm verfeindete Ex-Freundin die Tatwaffe angeblich an einen Eisverkäufer aus Jena geliefert. Sein Freund Enrico Th. - der nach der Anklage die Ceska 83 weitergegeben haben soll – habe mit der Sache nichts zu tun. Das wolle er aber den schweizer Behörden nicht sagen.

 

Rechtsanwalt Scharmer erklärt dazu:

 

„Das Verhalten des Zeugen M. in der Schweiz macht ihn noch unglaubwürdiger. M. hatte stets eine Beteiligung in den Waffentransfer bestritten, allerdings immer wieder mit neuen Erklärungen. Er wird durch die Waffenbücher des Waffengeschäfts und durch Anton G. allerdings klar belastet. Nunmehr 2014 eine ganz neue Geschichte – zufällig auch noch mit der verhassten Ex-Freundin – zu berichten, ist nur eine neue Ausflucht. Interessant ist, dass M. von der Tatwaffe spricht, ihm also zumindest bekannt zu seien scheint, wofür der Waffentransport mit welcher konkreten Waffe diente. Er wollte offensichtlich seinen Freund Enrico Th. Und auch sich selbst entlasten. Wenn sie neue Geschichte von Müller auch nur ansatzweise stimmen sollte, würde sich die Frage stellen, warum er sie nicht schon vorher erzählt hat.“

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