Michael P.: „Junge patriotische Deutsche“ mit „Musik für die Herzen der Leute“

Presseerklärung der Nebenklagevertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle

vom 16.12.2014

 

Michael P.: „Junge patriotische Deutsche“ mit „Musik für die Herzen der Leute“

 

Heute wurde die Vernehmung von Michael P. fortgesetzt. Sie war das letzte mal unterbrochen worden, weil sich der Zeuge auf sein Auskunftsverweigerungsrecht hinsichtlich der Aussage über seine Ex-Frau, Antje B., berufen wollte. Ihm war ein Zeugenbeistand beigeordnet worden. Nun konfrontierte ihn der Vorsitzende mit Widersprüchen aus seiner letzten Vernehmung. So hatte er angegeben, er kenne niemanden vom Thüringer Heimatschutz (THS), gleichzeitig aber gesagt, dass ihm diese „Plattenbaugang“, also der THS, suspekt gewesen sei. P. versuchte sich aus diesen Widersprüchen herauszuwinden, gab Erinnerungslücken vor und meinte, es sei gewesen, „wie die Reihe im Kino vor einem“, die kann einem suspekt sein und man kann sie trotzdem nicht kennen. Das seien so Leute gewesen, die „an der Ecke“ stehen und Bomberjacken tragen – als ob das nicht auch in Chemnitz so gewesen wäre.

 

Carsten Sczepanski habe das Verkaufen und den Vertrieb in seinem Laden in Chemnitz gelernt. Seine Frau habe eine „untergeordnete Rolle“, eine – so der Zeuge wörtlich - „weibliche Rolle“ bei Blood & Honour gespielt. Sie habe nicht alles hinterfragt, sondern einfach mitgemacht, sei „begeisterungsfähig“ und „romantisch“ gewesen. Auf der anderen Seite habe sie ihm auch nicht viel erzählt, sei in diesem Punkt „engstirnig“ gewesen. Jan W. und Thomas St. seien „eher die Macher“ des „konspirativen Vereins“ gewesen. Ihm selbst sei es eher um das „Geschäftliche“ gegangen. Bei Blood & Honour konnten nur „patriotische junge Deutsche“ mit „romantischer Ader und entsprechenden Idealen“ mitmachen. Es sei um Musik „für die Herzen der Leute“ gegangen, wie etwa von der englischen Naziband „Screwdriver“.

 

Rechtsanwalt Scharmer erklärt dazu:

„Die Aussage wirkte bis in viele Details mit seiner Ex-Frau abgesprochen. Michael P. hat insoweit seit seinen letzten Aussagen versucht eine Kehrtwende zu machen. Dem widersprechen die damaligen Berichte von Carsten Szepanski, der detailliert zu Unterstützungen von Blood & Honour für das Trio ausgesagt hatte – lange vor der Selbstenttarnung des NSU.“

 

Zwischenzeitlich wurde noch ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs zu den Angaben des Angeklagten Carsten S. zur Tatwaffe Ceska 83 gehört. Carsten S. hatte unmittelbar nach seiner Festnahme umfangreiche belastende und (teil-)geständige Angaben gemacht.

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