Thomas St. schweigt. Bei der Polizei gab er zu, unter anderem Sprengstoff für das Trio besorgt zu haben.

Presseerklärung der Nebenklägervertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle
vom 2. April 2014

Thomas St. schweigt. Bei der Polizei gab er zu, unter anderem Sprengstoff für das Trio besorgt zu haben.

Für den heutigen Verhandlungstag war eigentlich allein die Vernehumng von Thomas St. - einem der mutmaßlich wichtigsten Unterstützer des NSU – vorgesehen. Gegen ihn wird durch die Bundesanwaltschaft noch weiter ermittelt, so dass er ein umfassendes Schweigerrecht hat. Die Akten aus dem Verfahren gegen ihn kennen und bekommen wir nicht.

Von seinem Schweigerrecht wollte er nun – überraschend – in der Hauptverhandlung Gebrauch machen, obwohl er beim BKA ausgesagt hatte.

Der Vorsitzende hatte für diesen Fall vorsorglich den BKA Beamten geladen, der St. vernommen hatte, der nun über die Aussage berichten konnte. Das Trio und André K. haben St. aus Chemnitz schon Anfang der 90iger Jahre bei einem Konzert der Band „Oiternasie“ kennengelernt und den Kontakt dann gehalten. Als St. in Haft kam, sei er durch das Trio unterstützt worden. Briefe seien immer mit „Deine Drei Jenaer“ unterschrieben worden. Besuche hätte er auch von Zschäpe bekommen. Auch Spendengelder wurden gesammelt. Das Trio hätte sich vom Feiern in der Naziszene abgegrenzt. Es seien die Worte „Scheiß Gesaufe, wir müssen jetzt auch mal die Partei unterstützen!“ gefallen. Demontrationen auch des Thüringer Heimatschutzes wären ein Thema gewesen.

St. schilderte, dass er von Ende 1996 bis April 1997 ein Verhältnis mit Zschäpe gehabt habe. Die beiden Uwe's seien nicht eifersüchtig gewesen, obwohl sie zuvor beide mit ihr zusammen waren. Mehr sei aus der Beziehung mit Zschäpe allerdings nicht geworden, weil sie „nur die beiden Uwe's im Kopf gehabt“ habe.

In Chemnitz sei St. bei den „88igern“ organisiert gewesen. Dazu hätte auch Jan W. gehört, der u.a. aus dem „Landser“-Verfahren bekannt und zudem Sektionschef von „Blood & Honour Sachsen“ war. Über Jan W. sei St. auch zu „Blood & Honour“ gekommen. Zu den 88igern habe auch Mandy S. gehört, die sich dort aktiv für ein noch stärkeres politisches Engagement eingesetzt hat.

Die Drei seien 1998 bei St. aufgetaucht, weil sie einen „Pennplatz“ brauchten, sie aus Jena weg mussten. Dafür habe er dann eine Unterkunft bei Thomas R. vermittelt. Es sei angeblich darum gegangen, dass Böhnhardt wegen Volksverhetzung in Haft gemußt habe. Warum dann alle Drei untertauchen würden, konnte er nicht erklären.

Carsten Sz. kannte St. ebenfalls aus der Haft. Bei ihm sei es mal um eine Waffenbeschaffung für „die Potsdammer“ gegangen sei, habe er von Jan W. erfahren.

Es sei auch um Sprengstoffbeschaffung gegangen. Vor Angaben dazu wollte St. aber Vertraulichkeit zugesichert haben, weil er Angst vor Racheaktionen aus der Szene hätte. Solche Zusagen wurden jedoch nicht gemacht. Dennoch berichtete er, dass Mundlos ihn gefragt habe, ob er Sprengstoff besorgen könne. Über Kontakte habe er angefragt, ob man da „etwas machen“ könne. Ein Mittelsmann gab dann einen Karton mit einem Gewicht von ca. 1 Kg ab, den Mundlos abgeholt und kurze Zeit später mitgeteilt habe, dass ein passender Zünder benötigt werde. Mundlos habe dann auch noch nach einer scharfen Waffe gefragt.

Zschäpe habe St. als politisch stark überzeugt erlebt. Für sie sei die NPD die einzige Partei gewesen. „Bei rechten Themen wurde sie munter.“ Lebensinhalt von Zschäpe war die Gruppe, die Kameradschaft, der Thüringer Heimatschutz. Aber ohne die Uwes sei mit ihr „nichts los“ gewesen.

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