200. Hauptverhandlungstag: Und wieder täuscht eine Zeugin aus dem alten Umfeld Erinnerungslücken vor.

Presseerklärung der Nebenklägervertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle vom 23. April 2015

Heute wurde die Zeugin Kathrin D. aus Chemnitz, Spitzname "Mappe", vernommen, die damals Mitte der Neunziger Jahre Beate Zschäpe und Uwe Mundlos kennen gelernt hatte.

Die Zeugin, die mit Namen, Telefonnummer und Telefonnummer der Mutter auf der Garagenliste von Mundlos verzeichnet war, gab sich unpolitisch und vorwiegend unwissend. Sie habe Zschäpe und Mundlos mal kennen gelernt, weil die beiden "einmal" bei ihr 1996 nach einem Nazikonzert übernachtet hätten. Es könne auch zwei Mal oder "zwei oder drei" Mal gewesen sein, dass sie die beiden gesehen habe. Mundlos und Zschäpe seien höflich und nett gewesen, nicht so wie die Chemnitzer.

Chemnitz sei klein gewesen, jeder habe jeden gekannt, von dem Untertauchen der Drei und deren Unterschlupf in Chemnitz will die Zeugin aber nichts mitbekommen haben.

Die damalige Szene beschreibt die Zeugin als eher unpolitisch, Gewalt sei kein Thema gewesen, geprügelt habe man sich eher untereinander, bei Konzerten und wenn zuviel Alkohol im Spiel gewesen ist. Gewalt gegen Ausländer sei kein Thema gewesen, es habe ja auch damals kaum Ausländer gegeben, mit denen hätte es keine Probleme gegeben, Juden würde sie gar nicht kennen. Waffen seien auch kein Thema gewesen, warum sollte man als Mädchen auch über Waffen reden. Mit Thomas St. habe sie gebrochen, der sei ein Verräter gewesen, der habe seine Lebensbeichte gegenüber den Behörden abgegeben. Sie selber sei kein Verräter.

Erst auf Nachfrage der Nebenklage rechnete sich die Zeugin dem politischen Teil der Skinheadszene zu, um dann zwei Sätze weiter zu sagen, sie sei gar nicht Skinhead gewesen. Fragen nach der politischen Ausrichtung weicht die Zeugin immer wieder aus. Auf die Frage, was sie denn unter politisch verstünde, wollte die Zeugin dann gar keine Antwort geben.

Rechtsanwalt Stolle erklärt dazu: "Die Zeugin wollte offensichtlich keine 'Verräterin' sein. Ihre Behauptungen, sie habe damals nichts von Gewalt gegen Dritte, politischen Diskussionen und dem Untertauchen der Drei mitbekommen und habe alles andere vergessen, ist nicht glaubhaft. Sie reiht sich damit in die Reihe von ZeugInnen aus der (ehemaligen) Nazi-Szene aus Chemnitz und Jena ein, die Erinnerungslücken vortäuschen, um nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Der 200. Hauptverhandlungstag macht da keine Ausnahme."

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