Letzte Worte der Angeklagten im NSU-Prozess. Das Urteil kommt am 11.07.2018 um 9:30 Uhr
Die letzten Worte sind gesprochen. Das Urteil soll am 11.07.2018 gesprochen werden.
Nach einem letzten Antrag eines Nebenklagevertreters, dass Kreuz im Gerichtssaal abzunehmen (der immerhin nach fünf Jahren Prozess durch den Kollegen gestellt wurde), der abgelehnt wurde, kam die Verhandlung heute endgültig zum Ende.
Es gab keine weiteren Anträge. Vielmehr nahmen vier der Angeklagten die Möglichkeit wahr, ein letztes Wort zu sprechen. Diese Worte sollen hier sinngemäß dokumentiert werden:
Zschäpe: Sie wolle die Chance der letzten Worte nutzen. Die mediale Berichterstattung und das Verfahren würden sie verunsichern. Jedes Wort werde ihr negativ ausgelegt. Ihr fehle es heute an der körperlichen und seelischen Kraft für eigene Worte. Frei sprechen könne sie nicht. Ihr Selbstbewusstsein sei viel zitiert und immer missverstanden worden. Ihre Selbststellung sei eine Befreiung für sie gewesen. Sie bedauere den Verlust der Familien und habe Mitgefühl. Ihre Entschuldigung und ihre Worte seien aufrichtiges Bedauern. Sie habe keinerlei Kenntnisse darüber, warum genau diese Opfer ausgewählt wurden. Sie wolle nur nur einen Abschluss finden. Sie sei „selbstverständlich betroffen“ und habe Mitgefühl. Sie unterdrücke seit frühester Jugend ihre Gefühle, was ihr jetzt negativ ausgelegt werde. Sie habe sich von der rechten Szene distanziert und habe sich nur durch die Wendezeit von der Ideologie „mitreißen“ lassen. Sie akzeptiere die rechte Gesinnung der Mitangeklagten, wäre aber nicht mehr daran beteiligt.
Holger Gerlach: Er wolle sich für seinen Tatbeitrag bei den Angehörigen der Mordopfer entschuldigen und hoffe auf ein gerechtes Urteil.
Wohlleben: Es sei alles schon gesagt. Er schließe sich den Ausführungen seiner Verteidiger (die unter anderem Hitlerzitate im Plädoyer untergebracht haben) an.
Carsten S.: Er sei damals nicht er selbst gewesen. Auf der Suche nach sich selbst sei er in die falsche Richtung gelaufen. Er müsse lernen, mit seiner Schuld und seinem Fehler zu leben. Diese lasse sich nicht abtragen. Die Worte der Angehörigen, die ihm verziehen haben, seien ihm sehr wichtig.
Rechtsanwalt Dr. Stolle erklärt dazu: „Die letzten Worte enthielten nichts Neues. Die übliche inhaltsleere und unglaubhafte Distanzierung von Zschäpe.“
Am Ende verkündete der Vorsitzende Richter Götzl, dass das Urteil am 11.07.2018 um 9:30 Uhr verkündet werden soll.
Wir wollen an dieser Stelle schon jetzt darauf hinweisen, dass am Tag vor dem Urteil, also am 10.07.2018 in München, voraussichtlich gegen 13:30 Uhr eine Pressekonferenz stattfinden wird, an welcher u.a. Gamze Kubasik und ihr Anwalt, Sebastian Scharmer, gemeinsam mit voraussichtlich zwei weiteren Betroffenen teilnehmen werden. Genauere Informationen wird es zeitnah geben, sobald der genaue Ort und die Zeit feststehen.