Sie wollten unser Leben zerstören - "Das haben Sie geschafft. Herzlichen Glückwunsch."

Presseerklärung der Nebenklägervertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle
vom 05. Juni 2014

Sie wollten unser Leben zerstören - "Das haben Sie geschafft. Herzlichen Glückwunsch."

Auch am heutigen Hauptverhandlungstag beschäftigte sich die Beweisaufnahme mit dem Bombenanschlag in der Probsteigasse in Köln. Die deutsch-iranischen damaligen Lebensmittelhändler, Vater und Mutter der schwerverletzten 19jährigen Geschädigten, und ihre Schwester sagten aus.

Ein deutsch aussehender Mann mit kurzen lockigen Haaren habe kurz vor Weihnachten 2000 eine Flasche Wiskey und andere Dinge kaufen wollen. An der Kasse sagte er, er habe sein Geld zu Hause vergessen, wohne aber gleich um die Ecke. Er ließ einen Korb mit einer Stollendose stehen. Das kam dem Zeugen merkwürdig vor, denn er kannte eigentlich alle Leute, die im Kiez wohnen. Der Mann rannte weg. Er wollte noch hinterher, ließ es aber. So blieb der Korb im Laden stehen, weil er dachte, der Mann würde noch einmal zurück kommen.

In dem Korb war die Stollendose mit der Bombe. Er stand dort fast einen Monat. Die Kinder wollten mehrfach in die Dose schauen, was sie als Eltern aber nicht erlaubten, bis sie dann doch am 19. Januar 2001 gegen 7 Uhr morgens von seiner Tochter geöffnet wurde. Sie kam beinahe durch die Explosion ums Leben.

In dem Laden kauften früh morgens vor allem Schulkinder auf dem Weg zur Schule ein. Es sei ein Wunder, dass nicht noch mehr Menschen, insbesondere Kinder, durch die Explosion verletzt oder getötet worden sind.

Kurz nach der Tat habe die Polizei mit ihm versucht, ein Phantombild des Mannes zu erstellen. Das hätte aber nicht so richtig gepasst. Die Haare hätten insbesoindere nicht so richtig hingehauen.

Auch die Mutter der Verletzten wurde vernommen. So hörte einen dumpfen Knall der Explosion und dann nur noch ihre Tochter schreien. Sie rannte ins Hinterzimmer und fand sie mit "zugeklebten Augen". Das Gesicht sei fast nicht mehr zu erkennen gewesen.

In dem Laden kauften nach Aussage der Zeugin vor allem Deutsche ein, die Geld hatten. Deswegen dachte sie anfangs auch nicht an einen ausländerfeindlichen Hintergrund.

Eine Frau habe kurz vor der Tat auffällig versucht, die Toilette in den Privaträumen des Ladens aufzusuchen und sich umzuschauen. Die Frau habe eine gewisse Ählichkeit mit Zschäpe gehabt. Sicher könne sie sie aber nicht identifizieren.

Die Täter wollten ihr Leben und sie insbesondere auch wirtschaftlich zerstören. "Das haben Sie geschafft. Herzlichen Glückwunsch." sagte die Zeugin zu den Angeklagten gewandt. Sie hätten doch nur ihr Leben leben wollen, arbeiten, damit sie sich selbst und ihre Kinder versorgen können.

Die Schwester der schwerverletzten Geschädigten beschrieb, wie sie die Explosion im Vorraum des Ladens erlebt hat. Es gab einen dumpfen Knall. Alles flog durch die Gegend, das Käsemesser, die Scherben der Spiegel und Scheiben. Auf der Straße flehte sie die Leute an, einen Krankenwagen zu holen. Als die Polizei kam, wurde sie ohne ihre Eltern sofort migenommen und wie "eine Kriminelle behandelt".

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