"Wir waren eine ganz normale, glückliche Familie." Die Mutter von Uwe Mundlos hat heute vor dem OLG ausgesagt.

Presseerklärung der Nebenklägervertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle vom 3. April 2014

"Wir waren eine ganz normale, glückliche Familie." Die Mutter von Uwe Mundlos hat heute vor dem OLG ausgesagt.

Für den heutigen Hauptverhandlungstag war nur die Mutter von Uwe Mundlos geladen. Sie berichtete von der Kindheit und Jugend von Uwe Mundlos, von seinen Freunden, dem Untertauchen und dem Anruf von Beate Zschäpe am 5. November 2011.

Sie - Uwe Mundlos, sein Bruder und die Eltern - seien eine normale und glückliche Familie gewesen. Uwe Mundlos wäre ein mittelmäßiger Schüler gewesen, hätte eine Lehre zum EDV-Kaufmann abgeschlossen und sei gerade dabei gewesen, sein Abitur in Ilmenau nachzuholen. Mit Beate Zschäpe sei er 1992/93 zusammengekommen. So ca. 1995 habe sie Schluß gemacht, weil sie einen Neuen hätte, den Uwe Böhnhardt. Zschäpe sei ein "liebes, nettes Mädchen" gewesen, die auch mal geholfen habe.

Von den politischen Aktivitäten ihres Sohnes will sie nichts mitbekommen haben. Die Bomberjacke, die sie ihm schon 1989 gekauft habe, habe sie schick gefunden. Als er mal mit Braunhemd zu Hause erschienen sei, habe sie ihm gesagt, dass er so etwas nie wieder in ihrer Gegenwart tragen solle, woran er sich auch gehalten habe. Einmal habe er etwas von einem Hausverbot im KZ Buchenwald gesprochen, weil er dort in Uniform gewesen sei. Sonst hätte sie nichts mitbekommen.

Am Tag des Untertauchens, einem Montag, sei Uwe Mundlos am Nachmittag bei ihr in der Kaufhalle, wo sie gearbeitet hatte, gewesen und habe ihr gesagt, dass was Schlimmes passiert sei, sie verschwinden müssten und er Geld bräuchte. Da sie kein Bargeld bei sich gehabt hätte, habe sie ihm ihre EC-Karte gegeben. Am nächsten Tag sei eine Juliane gekommen, die sich als Freundin von Ralf Wohlleben vorstellte, und habe ihr die EC-Karte wiedergegeben. Die Frage, ob es eine Durchsuchung bei Uwe Mundlos gegeben habe, habe sie verneint. Am Mittwoch sei Uwe Mundlos noch mal gekommen und habe gesagt, er würde sich jetzt endgültig verabschieden, sie müssten verschwinden. Es würden sieben Jahre Haft drohen, die Tat würde erst in zehn Jahren verjährt sein. Bei dem Gespräch sei auch Andre K. mit anwesend gewesen. Dies sei das letzte Mal gewesen, dass sie ihren Sohn gesehen habe.

Als sie von Nachbarn ihres Sohnes erfahren habe, dass doch eine Durchsuchung in der Wohnung ihres Sohnes stattgefunden habe und eine junge Frau, die Juliane W., sogar die Wohnung aufgeschlossen haben soll, sei sie mit ihrem Mann zu Ralf Wohlleben und dessen Freundin gefahren und hätten sie zur Rede gestellt. Juliane W. hätte zur Begründung, warum sie gelogen habe, gesagt, sie habe die Eltern nicht verunsichern wollen. Erst am Sonnabend hätten sie aus der Zeitung die Bestätigung erhalten, dass Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos von der Polizei gesucht werden.

Nach ca. zwei Wochen sei dann ein Zielfahnder vom LKA bekommen und habe vorgeschlagen, dass sie Sachen für Uwe Mundlos packen sollten und eine Kreditkarte zur Verfügung stellen sollten; er würde dann versuchen, diese Sachen an das Trio weiterzuleiten bzw. weiterleiten lassen. Wie das genau geschehen solle, habe der Zielfahnder nicht erklärt, zumindest sei ihr das nicht mehr in Erinnerung. Ihr Mann habe dann gesagt, er wolle das mit der Kreditkarte schriftlich bestätigt bekommen, um sich nicht selber einem Straftatverdacht auszudenken. Dies habe der Zielfahnder aber abgelehnt, so dass es dann nicht dazu gekommen sei.

Auch seien einmal Männer vom Verfassungsschutz bekommen, da wäre sie aber nicht da gewesen, sondern nur ihr Mann. Ihr sei davon nur noch in Erinnerung, dass die ihrem Mann gesagt hätten, nicht das Festnetztelefon zu benutzen, das würde abgehört werden.

Am Morgen des 5. November 2011 habe sie dann einen Anruf von Beate Zschäpe erhalten, die ihr mitgeteilt habe, dass ihr Sohn und Uwe Böhnhardt tot seien, sie hätten sich in die Luft gesprengt, sie solle Nachrichten sehen, das hinge mit Eisenach zusammen. Nach dem Anruf sei sie dann mit ihrem Mann zur Polizei gegangen, um das zu melden. Nachdem sie dort ihren Namen nannten, hätten die Beamten gesagt, dass seien die Eltern von dem Trio, nachdem sie gesucht hätten. Die Polizeibeamten hätten schon dem Sachverhalt Bescheid gewusst.

Rechtsanwalt Stolle erklärt dazu: "Auffällig an der Aussage von Frau Mundlos war, dass sie offensichtlich alles, was in Verbindung mit den politischen Aktivitäten ihres Sohnes stand, verdrängt hat. Ihre Behauptung, sie habe davon nichts mitbekommen, ist nicht nachvollziehbar. Allerdings hat sie auch nicht - wie beispielsweise die Mutter von Uwe Böhnhardt - versucht, das Handeln ihres Sohnes zu beschönigen und Dritte dafür verantwortlich zu machen. Deutlich wurde auch, dass die Zeugen Juliane W. und Andre K. offensichtlich die Unwahrheit gesagt haben, als sie Kontakte zu Frau Böhnhardt leugneten."



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